Erfahrungsbericht 2017

Phillis Award 2017 – Erfahrungsbericht von Steffen  Meiners

Die Anreise

Die Reise zum NUTC (National Ultimate Trainings Camp) begann für mich am 11. Juli bereits um 08:19 Uhr am Osnabrücker Hauptbahnhof. Dort traf ich mich mit dem Gewinner des Phillis Awards von 2015, Torben Hörnschemeyer, um gemeinsam mit ihm zum Düsseldorfer Flughafen zu reisen. Nachdem Torben 2015 selbst als Spieler am Camp teilgenommen hatte und das Jahr darauf als CIT (Counselor in Training) überzeugen konnte, war er dieses Jahr in den Sessions C und D als vollwertiger Betreuer (Counselor) im Einsatz. Dies ergab für mich den Vorteil, dass ich jederzeit einen vertrauten Ansprechpartner hatte, aber vor allem einen Reisebegleiter für den Hinflug. Der Acht-Stunden Flug nach Boston war mein bis dato längster Flug und er zog sich gerade gegen Ende doch ein wenig, aber bei unserer Ankunft um 17:30 Uhr Ortszeit in Boston waren wir trotz Schlafmangels noch ziemlich munter. Vom Flughafen aus fuhren wir mit dem Bus zur Station „Southstation“, die inmitten von Boston liegt.

Nachdem wir bei Torbens heißgeliebtem Restaurant „Chipotle“ zu Abend gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserem Apartment. Nachdem wir an dem Apartment ankamen, ziemlich erschöpft, da wir mittlerweile mehr als 24 Stunden wach waren, erhielt ich ein erstes Bild von der besonderen Mentalität der Amerikaner, speziell der Frisbee-Spieler. Das Apartment hatte uns der Boston Ironside Spieler Andrew Hooker zur Verfügung gestellt, der selbst gar nicht Zuhause war und deshalb den Wohnungsschlüssel einfach in seinem Briefkasten für uns hinterlassen hatte. Nachdem wir auch die Eigenheiten der amerikanischen Türen und Schlüssel überwunden hatten, ging der erste Tag auf meiner Reise erfolgreich zu Ende.

Nach einer kurzen Nacht, was zum einem dem Jetlag und zum anderen den hohen Temperaturen geschuldet war, machten wir uns am nächsten Morgen auf zur Innenstadt von Boston, die von dem Apartment keine fünf Minuten entfernt war. Zu Fuß erkundeten wir den Tag über den größten Teil von Bostons Innenstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten, wie z.B. dem Boston Common, Public Garden oder auch den Boston Harbour.

Am nächsten Tag ging es dann um 12:15 Uhr auch schon mit dem Fernbus von Boston nach Amherst, wo das Camp stattfand. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Springfield wurden wir in Boston Downtown von den Betreuern Danny und Willi abgeholt und ich konnte gleich einige Betreuer der noch laufenden Session B kennenlernen. Nachdem wir das Abendessen in der Dining Hall des Mount Holyoke Colleges, in dem wir die Woche über untergebracht waren, gegessen hatten, ließen wir den Abend mit ein paar Spielen wie „Dixit“ oder „Codenames“ ausklingen.

Das Camp

Am nächsten Morgen trafen wir dann Ryan, den Assistant Camp Director für Session C, sowie Tulsa Douglas, Brute-Squad und U-23 USA Spielerin sowie ihren Freund Jeff Babbitt, Profispieler in der AUDL bei New York Empire, der zu den bekanntesten Spielern in den USA gehört. Gemeinsam gingen wir im benachbarten Coffee-Shop frühstücken, woraufhin wir uns auf den Weg zu einem Daily Ultimate Camp machten, was Tulsa leitete, um am letzten Tag dieses Camp ein kleines Camper-Counselor Game, ähnlich wie beim NUTC, zu veranstalten. Die Teilnehmer dort waren zwischen 7 und 15 Jahre alt und erinnerten mich an die Schüler in der Frisbee-AG an meiner Schule. Das Abschlussspiel gestaltete sich witziger als gedacht, was vor allem an unseren verrückten Challenges, wie z.B. Spielen auf den Knien, blind, nur mit links, nur „No-looks“, nur Layouts oder ähnlichem lag. Zum Mittagessen fuhren wir wieder nach Amherst Downtown, um Pizza zu essen, ehe wir noch Eisessen fuhren. Als wir wieder am College ankamen, machten wir uns gleich auf den Weg in die Turnhalle des Colleges um ein paar Basketballspiele wie „Knockout“ zu spielen, die mit der Truppe wirklich super viel Spaß machten. Nach dem Abendessen in der Dining Hall, lernte ich dann bereits auch ein paar Betreuer meiner Session kennen wie z.b. Danny On und Nico Müller, den ich bereits als Spieler von Bad Skid, dem besten deutschen Club Team, sowie als Kapitän der deutschen Open Nationalmannschaft Inside Rakete kannte. Zur Zeit schreibt Nico Müller seine Masterarbeit an dem UMass-College in Amherst, mit dessen College Mannschaft er auch direkt erfolgreich an den College Nationals teilnahm.

Am Samstag, den 15. Juli, begann meine Session dann eigentlich erst so richtig. Am Vormittag konnte ich den anderen Betreuern noch ein wenig beim Aufbau helfen, ehe es dann um 14 Uhr mit der Registrierung endlich losging. Hier lernte ich auch Tiina Booth, die Initiatorin und Leiterin des Camps, kennen. Nach der Registrierung ging es dann endlich zu den Plätzen, um erstmal in bunt gemischten Teams Pick-Up zu spielen. Da ich zuvor zwei Wochen nicht gespielt hatte aufgrund anderer Termine, war ich dementsprechend motiviert und bereits die ersten kleinen Spiele bereiteten mir viel Spaß und ließen mich mit Freude auf die anstehenden Tage blicken. Am Abend stand dann noch die Intro-Night an, wo wir Camper alle Informationen zu dem Camp durch die Betreuer erhielten. Außerdem war der Abend dazu gedacht, die anderen Camper ein wenig näher kennenzulernen genauso wie alle Betreuer, die die nächsten fünf Tage für einen zuständig sein sollten.

Am Sonntag war dann endlich auch der erste richtige Tag im Camp, was aber auch bedeutete, dass man spätestens um 6:45 Uhr aufstehen und anschließend frühstücken musste um pünktlich um 8 Uhr an den Feldern stehen zu können. Zu Beginn gab es ein ausführliches Warm-Up ehe es in die erste richtige Einheit ging. Diese beinhaltete zunächst einmal die Basics und fing mit dem Werfen an. Nach einer Vormachrunde durch die Betreuer erhielten wir weitere Tipps von den Betreuern für unsere Würfe, egal ob blutiger Anfänger oder erfahrener Spieler. Diese Basics wurden dann in ersten Drills (Übungen) vertieft, wo es zumeist erstmal um das Marking, Cutting, Timing und natürlich das Werfen an sich ging. Den Abschluss der Einheit bildeten kleine Spiele in neu eingeteilten Teams.

Nach dem Mittagessen ging es zurück in die Teams und die kleinen Spiele gingen weiter, aber leider für mich nur einen halben Punkt, da ich beim Verteidigen meines Gegenspielers direkt beim ersten Cut wegknickte und erstmal nur noch schmerzhaft auftreten konnte. Zum Glück war Steve, der Physio im Camp, sofort zur Stelle und nahm sich meiner an. Da ich solche Situationen schon öfter hatte, konnten wir relativ schnell einen Bänderriss ausschließen. Dennoch hatte ich mir meine Bänder gedehnt und war zunächst einmal für den ganzen Tag außer Gefecht gesetzt.

Die tägliche Rec-Hour nutze ich im Schwimmbad des Colleges für kleine Übungen für mein Gelenk, während die anderen Camper sich dort noch einmal richtig austoben konnten. Am Abend folgte dann auch schon die Teamnight, an der zunächst die Einteilung der Teams für die restliche Zeit im Camp verkündet wurden, ehe es in diesen Teams in kleineren Spielchen um die Trikotfarbe ging. Diesen Wettbewerb konnte unser neu zusammengewürfeltes Team direkt einmal für sich entscheiden, wodurch wir uns als erstes Team eine Trikotfarbe auswählen durften.

Der Montag stand dementsprechend auch ganz im Sinne der Teams, weshalb jedes Team nach dem gemeinsamen Frühstück erstmal Zeit für sich hatte, um eigene Taktikten und Spielweisen abzustimmen und einzuüben. Unser Team fokussierte sich zunächst einmal auf die Dump-Plays, die in den USA ein wenig anders gespielt werden als in Deutschland üblich, und eine Zonenverteidigung. Wer schon einmal beim NUTC war, wird mit dem Begriff „Train Tracks of Love“ sicherlich was anfangen können, diese sehen bei einem Dump-Play nicht den konsequenten Überläufer vor, sondern lediglich ein kleines Drängen des Gegenspielers auf die offene Seite, um dann nach einem schnellen Cut den Raum neben dem Defender auf der Breakside attackieren zu können.

Leider konnte ich nach Rücksprache mit dem Physiotherapeuten Steve auch am Montag mein Team nur von außen unterstützen und nicht selbst aktiv mitwirken, da sich die Bänderdehnung noch nicht genug gebessert hatte. Und so blieb mir auch bei den anschließenden Spielen gegen die anderen Teams, wo alle zum ersten Mal zusammenspielten und ihre neuen Taktiken ausprobierten, nur die Rolle des Zuschauers, Motivators und Tippgebers von außen. Besonders beim berühmten Camper-Counselor Game am Abend konnte ich meine Füße kaum still halten und hatte Steve nach der Hälfte des Spiels überzeugen können, mich für einen Offensepunkt auf die Line zu stellen, um eine Taktik gegen das deutlich führende Team der Betreuer auszuprobieren. Tatsächlich kam es auch zu meinem Kurzeinsatz, aber unsere einstudierte Taktik scheiterte aufgrund eines missglückten Anwurfes der Betreuer und so ließ ich mich nach dem Scheibenverlust unseres Teams direkt wieder auswechseln.

Der Dienstag wird nach alter NUTC-Tradition auch „Pink Tuesday“ genannt, wobei alle dazu aufgefordert sind, sich mit einem pinken Kleidungstück zu beteiligen. Ansonsten war auch dieser Tag darauf ausgelegt, weiter zusammen mit seinem Team zu trainieren und sich mehr und mehr aufeinander einzuspielen und seine Rolle im Team zu finden. Vor dem Mittag galt es dann, das Eintrainierte in einem letzten Testspiel gegen ein anderes Team auszuprobieren, ehe dann nach dem Mittag das große Turnier starten sollte. Passend zum Start des Turniers gab Steve mir grünes Licht für meinen Fuß, sodass ich – zwar mit Tape und Schiene – endlich wieder aktiv auf dem Spielfeld mitwirken konnte. An dieser Stelle muss ich mich schon einmal unglaublich bei Steve bedanken, der mit mir während meiner Verletzung immer wieder Übungen zum Aufbau und zur Regeneration machte und mich fortlaufend mit neuen Kühlpacks versorgte 😉

Das Turnier begann für uns zwar mit einer Niederlage, aber bereits in diesem Spiel merkte man, dass sich das Team im Vergleich zum Montag bereits sehr gesteigert hatte. Und so konnten wir das Spiel gegen das graue Team, gegen das wir zuvor deutlich verloren hatten, bis zum Schluss sehr eng gestalten, mussten uns jedoch am Schluss aufgrund von Konzentrationsschwächen knapp mit 9-7 geschlagen geben.

Der Mittwoch begann für unser Team sehr entspannt, denn im Gegensatz zu den anderen Teams hatten wir Spielpause und konnten somit länger schlafen und später frühstücken, was gegen Ende des Camps auch echt mal ganz gut tat. So starteten wir ausgeschlafen und voll motiviert in unser zweites Spiel im Turnier, aber auch hier mussten wir uns letztendlich geschlagen geben. Umso motivierter gingen wir an das nächste Spiel nach dem Mittag, doch verschliefen wir leider den Start und konnten den dadurch entstandenen Rückstand trotz großer Energieleistungen in der zweiten Hälfte jeweils nicht mehr aufholen, was die Stimmung nach dem 4. verlorenen Spiel ein wenig herunterzog. Dennoch schaffte das Team es, sich vor dem letzten und damit entscheidenden Spiel noch einmal aufzurappeln und die letzten Körner Energie aus sich herauszukitzeln. Passend dazu hatten wir am Tag zuvor von den Betreuern eine Einheit zum Thema „Mental Toughness“ erhalten, die uns aufzeigte, wie wichtig die richtige Einstellung vor jedem Spiel ist, unabhängig davon, ob man in der Favoritenrolle ist oder nicht. Bis heute wird mir die Energieleistung des Teams im letzten Spiel in Erinnerung bleiben und die Umsetzung der Ansagen unserer Trainer. Man konnte dem Team zum ersten Mal richtig anmerken, dass es nun eingespielt war und jeder Verantwortung auf dem Feld übernahm. Die Niederlage – gegen den späteren Sieger des Turniers – spielte nach dem Spiel im Endeffekt keine große Rolle mehr, denn die Trainer machten uns bewusst, dass wir eine enorme Entwicklung als Team vollzogen hatten und durchgehend gute Laune herrschte, auch wenn wir kein Spiel für uns entscheiden konnten.

Die Talentshow am Abend ließ die Enttäuschung über den verfehlten Halbfinaleinzug beinahe vergessen, denn die unterschiedlichen Auftritte sowohl von den Betreuern als auch den jüngeren sowie erfahrenen Teilnehmern sorgte für reichlich Unterhaltung und einige Lacher.

Der große Vorteil für unser Team war außerdem, dass wir am Donnerstag wieder ausschlafen konnten und uns nach einem gemütlichen Frühstück in aller Ruhe die Halbfinalspiele angucken konnten, auch wenn wir natürlich alle lieber selber gespielt hätten. Auch das anschließende Finale hatte einige Highlights zu bieten und wurde nach einer kleinen Aufholjagd letztlich von Team Neon für sich entschieden. Im Anschluss folgte direkt die Siegerehrung, wo mir zum ersten Mal deutlich wurde, wie schnell die Zeit schon wieder vergangen war. Am liebsten hätte das Camp noch ein paar Tage weitergehen können, denn zu diesem Zeitpunkt war man als Team wirklich zusammengerückt, hatte aber natürlich auch über die Teamgrenzen hinaus Freundschaften und Kontakte gebildet. Bei der Ehrung selbst wurden letztlich von jedem Team drei Spieler in den Kategorien „Most improved“, „Hardest worker“ und „Most spirited“ ausgezeichnet. Zuvor hatte Tiina Booth noch einmal auf die überragende Arbeit der Betreuer während der ganzen Woche verwiesen und ihnen dafür herzlich gedankt, was im Interesse aller Teilnehmer und den zuschauenden Eltern lag. Außerdem erhielten zwei Camper, die bereits seit vielen Jahren am Camp teilnahmen und dieses Jahr zum letzten Mal teilnehmen konnten eine besondere Auszeichnung, ehe das Siegerteam noch einmal geehrt wurde.

Nun hieß es dann endgültig Abschied nehmen von den Campern aber auch den Betreuern, gleichzeitig aber natürlich auch Kontakte auszutauschen, um weiterhin in Kontakt zu bleiben, was ich nach dem ersten Monat nach dem Camp nur bestätigen kann.

Den Freitag nutzte ich dann mit den dagebliebenen oder auch zurückkehrenden Campern, um mich ein wenig vom Camp zu erholen und so führte es uns nach einem langen Schlaf erstmal wieder in das Schwimmbad des Colleges. Abgerundet wurde der Tag mit einer Runde Disc-Golf mit den Betreuern auf dem Gelände des Colleges, was zu einigen interessanten Wurfzielen aber auch Wurfentscheidungen führte. Letztlich spielten wir dann aber doch noch bis in die Nacht die witzigsten Spiele, die ich je gespielt habe.

Die Tage nach dem Camp

Am nächsten Morgen nahm mich Timmy, ein Betreuer aus den Sessions A und B, mit zu sich nach Hause in Amherst, wo wir erstmal frühstückten und ein paar Scheiben in seinem Garten warfen. Nach knapp zwei Stunden wurde ich dort aber auch schon wieder von Hannah, Spielerin bei Boston Slow White, abgeholt, die mich nur ein paar Straßen weiter zu dem Haus von Miles Montgomery-Butler (früher Spieler bei Boston Ironside) und seiner Frau Emily sowie ihrem süßen Baby brachte, wo sie selbst auch mitwohnte. Von dort aus ging es dann nach Boston zum Slow White Training, wo ich dank der Kontakte aus dem Camp, vor allem Tannor Johnson, der selbst bei Boston Slow White spielt, mitmachen durfte.

Am Samstag lag der Fokus beim Slow White Training vollkommen auf der Defense. Dabei ging es besonders um das richtige Marking sowie die Positionierung und das neue Ausrichten je nach Spielsituation bzw. Cut des Gegenspielers. Nach einem zwar intensiven, aber dennoch von der Stimmung her sehr lockeren Warm-Up starteten wir mit ein paar einfachen Übungen zu diesen Themen, ehe es in ein paar anspruchsvollere Übungen ging. Nach den Übungen folgte immer ein kleines Spiel 7 gegen 7 auf 5 Punkte mit dem Fokus auf der Sache, die man vorher trainiert hatte. Positiv fiel mir während der ganzen Trainingseinheit die ständige Kommunikation auf. Sobald jemand bei den Übungen oder im Spiel Verbesserungsvorschläge sah, wurde sofort darüber geredet und jeder konnte sich beteiligen. Wie ich hörte, gehen diese Gespräche sogar meistens noch übers Training hinaus und werden im E-Mail-Verkehr nach dem Training weiter diskutiert.

Nach dem Training nahm Tannor mich mit zu sich nach Hause, wo ich seine super nette Familie kennenlernen durfte, u.a auch seine kleine Schwester Tess und ihre Freundin, die beide selbst auch Frisbee spielten und in meinem Alter waren, und seine Freunde Caitlin, die schon beim Slowhite Training dabei war, sowie seine beiden Eltern Kim und David und nicht zu vergessen Hund Sherlock. Nach einem ausgiebigem gemeinsamem Abendessen und ein paar kleineren Gesellschaftsspielen fuhren wir noch mit allen Eisessen zu einem naheliegendem Eisstand, wonach ich endgültig mehr als gesättigt war. Am nächsten Morgen ging es dann wieder zum Slow White Training, wobei dieses Mal der Fokus mehr auf der Offense lag. Hierbei lag der besondere Fokus auf der Cuttechnik und dem Timing von Angeboten im vertikalen Stack, was wieder anhand verschiedener Drills geübt und dann in kleinen Spielen sowie dem großem Abschlussspiel vertieft und angewendet wurde. Am Samstag hatte ich noch Probleme gehabt, in das Spiel herein zu finden und mich an das amerikanische Spielsystem zu gewöhnen, aber am Sonntag durfte ich am Ende mehr im Aufbau spielen, was mir sehr zur Gute kam. Daran merkt man schon, was Boston Slow White für ein überragendes Team ist, nicht nur spielerisch (was sich an dem Gewinn der US. Open 2016 gezeigt hat), sondern vor allem auch menschlich. Von Anfang an wurde ich sehr herzlich und offen in dem Team angenommen und durfte alles mitmachen. Während der Einheiten hat mich besonders beeindruckt, wie sich alle gegenseitig angefeuert haben und auch verletzte Spieler beim Training waren, nur um ihre Teamkollegen anzufeuern und zu unterstützen.

Nach dem Training fuhren Tannor, seine Freundin Caitlin und ich noch einmal in die Innenstadt von Boston zur Faneuil Hall, wo ich die Tage zuvor mit Torben zwar schon gewesen war, aber nicht in dem Bewusstsein, dass es dort noch viel mehr zu entdecken gab, wie z.B. eine große Halle nur mit Essens-Ständen und verschieden Street-Artist Gruppen. Am nächsten Morgen ging es dann auch schon wieder Richtung Amherst, aber vorher holten wir noch Zoe ab, die in der Session C ebenfalls Betreuerin war, und fuhren gemeinsam zurück zum NUTC, wo mittlerweile Session D im vollen Gange war. Dort angekommen fiel mir sofort wieder die durchweg positive Stimmung auf, auch wenn das Wetter im Vergleich zu meiner Session zuvor deutlich schlechter war. Nach dem Abendessen konnte ich noch einige Sachen bei der Trade Night verkaufen, ehe es zu dem eigentlichem Highlight und dem Grund unserer Anreise zum Camp kam, nämlich dem „Camper-Counselor-Game“. Dieses Spiel hatte ich ja in meiner eigenen Session verletzungsbedingt verpasst, umso schöner war es, dass ich in Session D dann bei dem Spiel mitwirken durfte. Und das sogar im Team der Betreuer, die sich dann nicht mehr „Instructor“ nennen, sondern „Destructor“. Ein Teil dieses Team sein zu dürfen, war wirklich eine Ehre, denn mit Leuten wie Tannor Johnson (USA U-24 Mixed), Ben Sadock (UMass), Nico Müller, India Stubbs, Angela Zhu, Jeff Babbitt und vielen mehr spielt man nicht alle Tage in einem Team. Entsprechend der hochkarätigen Besetzung konnten die „Destructor“ das Spiel im Endeffekt mit 24:0 für sich entscheiden, was einen Rekord darstellte, denn noch nie zuvor hatten die Teilnehmer keinen Punkt erzielen können.

Dienstag, der 25. Juli war dann auch schon der Tag meiner Abreise und zum Abschluss schauten wir noch ein wenig bei der Einheit im Camp zu, aßen zu Mittag, ehe ich auch schon meine Koffer für den Rückflug packen musste. Dies stellte mich aufgrund der ganzen Ausrüstung, die man während des Camps erhält (Scheiben, Trikots, Rucksack) vor eine kleine Herausforderung, da ich nicht mehr viel Platz in meinem Koffer hatte. Bevor Tannor mich netterweise wieder zum Flughafen nach Boston fuhr, nahmen wir noch an dem Disc-Weitwurf Wettbewerb teil. Gegen 14 Uhr verabschiedete ich mich dann endgültig von allen Betreuern und auch von Tiina Booth und machte mich zusammen mit Zoe und Tannor auf den Weg zum Flughafen.

Am Flughafen lief alles rund und ich kam schneller als erwartet durch die Sicherheitsschleusen. Ebenso schneller als erwartet war der Rückflug, der pünktlich um 18:55 Uhr vom Boston Logan Airport losging und aufgrund starken Rückenwindes nur 6 Stunden dauerte, sodass ich um 7 Uhr deutscher Zeit wieder in Düsseldorf landete und mit der Deutschen Bahn meine Rückreise nach Hause antrat, welche – erstaunlicherweise – ebenfalls ohne große Verspätungen vor sich ging.

Alles in einem kann ich auf eine wundervolle Zeit in den USA zurückblicken, in der ich viele nette Leute kennengelernt habe und viele Kontakte knüpfen konnte, die mir einen Einblick in die amerikanische Welt des Ultimate Frisbee ermöglichten, den ich so schnell sicher nicht vergessen werde. Die Motivation und Leidenschaft, mit der die Teilnehmer des Camps, aber auch alle anderen Spieler, die ich kennenlernen durfte, zu Gange waren, hat mich tief beeindruckt. Ein solches Netzwerk, dass in den Schulen beginnt und bereits auf dem College eine solche Wertschätzung genießt, wünsche ich mir auch für die Zukunft des Frisbeesports in Deutschland.

In diesem Netzwerk spielt auch das National Ultimate Trainingscamp in Amherst eine wichtige Rolle, denn dieses Camp ist seit Jahren eine feste Größe in den USA, so dass Teilnehmer eine weite Reise auf sich nehmen um an diesem teilnehmen zu können. Nach meiner eigenen Teilnahme am Camp kann ich verstehen, warum viele eine weite Anreise auf sich nehmen. Denn das Camp bietet in fünf Tagen die Möglichkeit, von erfahrenen Spielern die wichtigsten Grundlagen des Ultimate Frisbee kennenzulernen oder aber auch immer weiter zu vertiefen und wertvolle Tipps zu erhalten, die man bei seinem Training in der Heimatstadt nie erhalten würde. Dabei spielt es keine Rolle, ob man erst seit einem halben Jahr Ultimate Frisbee spielt oder schon seit fünf Jahren, denn jeder kann etwas beim NUTC dazulernen und mitnehmen. Ich persönlich konnte zwar als individueller Spieler nicht mehr so viel Neues für mich mitnehmen, dafür aber umso mehr als Führungsspieler und Trainer. Gerade Bereiche wie „Mental Toughness“ waren mir bisher in dieser Art und Weise eher unbekannt und so hoffe ich, dass meine zukünftigen Teams – sei es in der Funktion als Spieler oder aber auch als Trainer – von meinen Erfahrungen aus dem Camp profitieren können.

Für diese Möglichkeit, die mir in diesem Sommer geboten wurde, kann ich abschließend nur allen beteiligten Personen danken. Das fängt an bei den Organisatoren des National Ultimate Training Camps, allen voran der Initiatorin Tiina Booth, aber auch allen anderen Betreuern. Besonders möchte ich mich noch einmal bei Tannor Johnson bedanken, der mich nach dem Camp bei sich zuhause aufnahm und mir die Möglichkeit verschaffte, am Training von Boston Slow White teilzunehmen. Ein besonderer Dank geht zudem an Torben Hörnschemeyer, der mir sowohl bei den Vorbereitungen für das Camp als auch während des Camps jederzeit zur Seite stand und mir den Einstieg in das Camp so leicht wie möglich machte. Abschließend geht noch einmal ein großes Dankeschön an das gesamte Team des Phillis Awards, allen voran Sonja Timmermann, Stefan Rekitt und Philipp Kitzmann, die es mir aber auch allen Gewinnern zuvor ermöglicht haben, an dem Camp teilzunehmen und damit wertvolle Erfahrungen zu sammeln, von denen vor allem die Juniorenarbeit in Deutschland profitiert.

Daher kann ich nur alle Juniorenspieler im Alter von 14 bis 18 Jahren dazu aufrufen, sich für den Phillis Award 2018 zu bewerben! Nutzt diese großartige Möglichkeit am National Ultimate Trainings Camp teilzunehmen und ihr werdet eine unvergessliche Zeit haben!

Steffen Meiners