Erfahrungsbericht 2013

Meine Phillis Award Reise – von Johannes Schall

8. Juli 2013 – 20. Juli 2013

Meine Phillis Award Reise hat am Montag, den 8. Juli 2013 um 11 Uhr morgens am Luxemburger Flughafen begonnen. Von dort ging nämlich mein Flug über London nach Toronto. In Toronto bin ich dann um 19 Uhr Ortszeit angekommen. Dort herrschte gerade totales Chaos, da es tagsüber wohl ziemlich stark geregnet hatte und einige Teile der Stadt überflutet waren. Ich musste deswegen fast zwei Stunden auf ein Taxi warten.

Als ich dann schließlich im Taxi war, ging es in Richtung Toronto Downtown, wo Jeff Lindquist wohnt, bei dem ich während meines Aufenthaltes in Toronto untergekommen bin. Jeff ist ein Kapitän des derzeit wohl besten kanadischen Ultimate-Teams GOAT. Außerdem hat er bei den World Games im kolumbianischen Cali für Kanada gespielt. Jeff ist ein sehr netter und cooler Mensch. In seiner Wohnung angekommen, merkte man sehr schnell, dass sich der größte Teil seiner Freizeit um Ultimate dreht. Ich bin dann aber nur noch müde ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen.

Am nächsten Morgen hab ich mir zuerst einmal alleine die Stadt Toronto angesehen, da Jeff arbeiten musste. Mittags hab ich mich dann mit dem Ultimate-Spieler Luca Miglioretto von Freespeed aus Basel verabredet und zusammen haben wir uns ein wenig die Stadt angesehen. Er war für Try-Outs bei GOAT in Toronto.

Abends durfte ich dann das Training von GOAT besuchen. Das Training hat mir viel Spaß gemacht, doch habe ich festgestellt, dass es sich nicht so stark vom Bad Skid-Training unterscheidet.

Der Mittwoch ging genauso weiter, wie der Dienstag aufgehört hatte, nämlich mit Ultimate. Ein paar der GOAT-Spieler, darunter Davide Morri aus Italien (er war ebenfalls für Try-Outs bei GOAT in Toronto), hatten frei und so konnten wir den ganzen Tag werfen und andere Übungen machen.

Nach einem Mittagessen in Little Italy ging es dann auch schon weiter auf ein Summer-League Spiel. Dort spielte man in einem Pick-up Team eher zum Spaß gegeneinander. Nach einem siegreichen Ende für mein Team wurde im Anschluss an das Spiel bei dem gegnerischen Team gegrillt.

Am nächsten Morgen musste ich dann auch schon um 9 Uhr an die Greyhound-Bushaltestelle von Toronto gehen, um dort meinen Bus in Richtung Boston zu nehmen. Nach einer 14-Stündigen Busfahrt bin ich dann abends um 23 Uhr in Amherst angekommen. Amherst ist eine 20.000 Einwohnerstadt im Bundesstaat Massachusetts und liegt etwa 1,5 Autostunden vor Boston. Das besondere an Amherst ist, dass es mit einer Universität und zwei Colleges ungefähr so viele Studenten wie Einwohner hat. In einem der beiden Colleges, im Amherst College, findet immer das National Ultimate Training Camp statt (kurz NUTC).

Das NUTC findet schon seit 12 Jahren statt und ist für Jugendliche im Alter von 14-18 Jahren ausgeschrieben. Es gibt vier Camps jedes Jahr, wobei ein Camp jeweils immer von Samstag bis Donnerstag geht. Normalerweise nehmen immer so zwischen 50 und 60 Jugendliche an einem Camp teil. Ich war am zweiten Camp im Jahr 2013 (also NUTC Session B 2013) und wir waren über 60 Teilnehmer.

An der Bushaltestelle von Amherst wurde ich dann von Jim und Barbara Pistrang abgeholt. Jim spielt schon seit über 40 Jahren Ultimate und die beiden haben mich für die paar Tage vor und nach dem Camp in ihrem Haus aufgenommen. Die beiden waren sehr nett und wollten in meiner kurzen Zeit bei ihnen, dass ich so viel wie möglich von der Umgebung sehe und dass ich einen möglichst schönen Aufenthalt bei ihnen habe. Freitags haben mir die beiden dann ein wenig die Umgebung von Amherst gezeigt und mich mit ihrem guten Essen verwöhnt.

Johannes NUTC

Am Samstagmittag ging dann das NUTC los. Dort wurde ich sehr freundlich empfangen und man fühlte sich gleich wohl. Vier der insgesamt zwölf Trainer des Camps waren Spieler des amerikanischen Junioren Nationalteams von 2012. Diese hab ich daher gleich von unserem Spiel gegen die USA in Dublin gekannt. Die meisten Trainer bzw. die Trainerinnen sind Spieler von amerikanischen Top Teams wie zum Beispiel von Ironside (Boston), Sub Zero (Minneapolis), Dark or Light (Amherst) oder Riot (Seattle).

Das NUTC war in einem eigenen Haus auf dem Gelände des Colleges untergebracht, in dem man immer zu zweit ein Zimmer hatte. Mein Zimmerkollege war aus der Nähe von Washington D.C. Nachdem ich mein Zeug ausgepackt hatte, ging es auch schon bald mit den anderen 60 Jugendlichen auf den Sportplatz, welcher etwa 500 Meter weit weg war. In einem Pick-up Spiel konnte man die anderen Camp-Teilnehmer zuerst einmal auf dem Feld kennenlernen. Nach einem Abendessen gab es ein Abendprogramm, bei dem man die anderen Teilnehmer näher kennenlernen konnte.

Am nächsten Tag, am Sonntag, begann dann das NUTC richtig. Der Tagesablauf war eigentlich fast immer gleich. Morgens gab es um 7 Uhr Frühstück, dazu musste man in die Kantine des Colleges gehen. Dort war auch immer einiges los, da zur gleichen Zeit noch diverse andere Sommercamps auf dem Gelände des Amherst Colleges stattfanden. Es gab zum Beispiel ein Lacrosse Camp, ein Tennis Camp und ein Fußball Camp.

Nach einem guten Frühstück ging es dann um 8 Uhr auf den Sportplatz. Dort wurde nach einem Warm-up-Programm jeden Morgen eine Regel erklärt. Sonntags wurden zum Beispiel die Marker Infractions erklärt und wie man sich bei solch einem Call verhalten muss. An anderen Tagen wurden zum Beispiel der Pick-Call oder andere Arten von Fouls erklärt.

Johannes NUTC

Danach wurden Übungen gemacht, wobei es jeden Tag andere Schwerpunkte gab. Sonntags war es zum Beispiel der Stall-Count-Reset an der Linie, montags das Marken und das Breaken des Markers, dienstags das Verteidigen mit Hilfe des eigenen Körpers.

Nach diesen Übungen gab es jeweils noch Konditionsübungen, bevor man zum Mittagessen in die Kantine ging. Nach einer einstündigen Mittagspause ging es auch schon wieder auf den Sportplatz. Dort wurden weitere Übungen gemacht und natürlich wurde auch genügend Ultimate gespielt.

Das Sportprogramm ging immer so bis 17 Uhr, danach konnte man sich in dem Hallenbad des Colleges abkühlen gehen, was ich natürlich jeden Tag voll ausgenutzt habe. Im Anschluss an das Baden, wobei das eher ein Ultimate spielen im Wasser war, ging es direkt zum Abendessen.

Nach dem Abendessen und ein wenig Freizeit gab es jeden Abend ein unterschiedliches Abendprogramm. Montags gab es, allerdings noch vor dem Abendessen, ein Spiel der Camp-Teilnehmer gegen die Camp-Trainer. Dieses Spiel hat mir sehr viel Spaß gemacht, da man die Gelegenheit bekommen hat, gegen sehr gute amerikanische Ultimate-Spieler spielen zu können. Nach diesem Spiel und dem Abendessen war das Abendprogramm für den Montag die Team-Night.

Sonntags und montags hat man immer in unterschiedlichen Teams gespielt und es wurden immer wieder die Teams geändert. Montagabends wurden dann endgültige Teams gemacht, die dann für den Rest des Camps zusammenblieben. Jedes der fünf Teams hatte zwei eigene Trainer/innen. In der Zeit nach dieser Team-Night wurden die meisten Übungen auch nur innerhalb des jeweiligen Teams gemacht. Nach der Festlegung der Teams wurde eine Vorstellungsrunde innerhalb des Teams gemacht, wo man seine Teammitglieder näher kennen lernen konnte. Im Anschluss wurden dann unterschiedliche Spiele gespielt, bei denen die Teams gegeneinander um die Trikotfarbe spielten, die die Mannschaften während des Camps behielten.

Dienstags war das Nebenprogramm die Disc-Olympics. Das waren drei Wettkämpfe, bei denen die Teams gegeneinander antraten. Der erste Wettkampf war Weitwurf. Die Teilnehmer/innen wurden in unterschiedliche Altersklassen eingeteilt und dann wurde jeweils immer der/die Beste ermittelt. Ich musste mich in meiner Altersklasse leider mit einem zweiten Platz begnügen. Ein weiterer Wettkampf bestand darin, dass ein Mitglied des Teams die Scheibe in die Luft warf und ein anderer Mitspieler musste die Scheibe fangen. Das Ziel war, dass die Scheibe so lange wie möglich in der Luft ist. Zu guter Letzt war natürlich ein Wettkampf Discgolf. Diese Disc-Olympics Wettkämpfe wurden abends kurz vor dem Abendessen gemacht.

Nach dem Abendessen war Dienstagabend die Trade-Night, auf der Spieler wie Trainer/innen ihre Trikots vertauschten bzw. verkauften. Mittwochabends war die Talentshow, wo einige der Teilnehmer/innen und Trainer/innen unterschiedliche Sachen vorführten.

Johannes NUTC

Ab Mittwoch begann auch das NUTC Turnier. In insgesamt vier Spielen, zwei morgens, zwei abends, spielte man mit seinem Team gegen die anderen vier Teams. Die besten vier der fünf Teams duften dann am Donnerstagmorgen das Halbfinale bzw. das Finale spielen. Mein Team konnte bis ins Finale vorstoßen, wo wir uns allerdings geschlagen geben mussten. Das NUTC endete dann am Donnerstagmittag mit einer kleinen Abschiedsveranstaltung.

Jim und Barbara holten mich dann wieder ab, da meine Rückreise mit dem Greyhound-Bus erst am Freitagabend anstand. Wieder bei Jim und Barbara konnte ich mich zuerst einmal bei ihnen ausruhen. Freitags machten Jim und ich eine kleine Wanderung auf einen Berg in der Nähe von Amherst, von dem man eine sehr gute Aussicht auf die Umgebung von Amherst hatte. Danach sind wir noch in einem kleinen Badesee ein wenig schwimmen gegangen. Diese Abkühlung hat sehr gut getan, da es während des NUTC extrem heiß und schwül war. Heißhungrig sind wir in einem Grillrestaurant Spareribs essen gegangen.

Dann musste ich auch schon mein Zeug zusammenpacken und mich verabschieden, da um 20 Uhr abends mein Bus in Richtung Toronto abfuhr. Nach einer ziemlich langen Busfahrt durch die Nacht bin ich dann morgens um 11 Uhr in dem Hotel der U23 Nationalmannschaft in Toronto angekommen. Ab hier war dann meine Phillis Award Reise zu Ende und die U23 WM hat begonnen.

Diese zwei Wochen in Toronto und Amherst waren sehr, sehr schön und ich konnte einige neue Eindrücke gewinnen und interessante Dinge erleben. Das Schönste an meiner Reise waren allerdings die netten, freundlichen und offenen Leute, die ich im Laufe meiner Reise kennen gelernt habe. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich eine solche Reise jederzeit wieder machen würde. Und dies ist ja auch eines der Ziele des Phillis Awards, nämlich der internationale Austausch zwischen Ultimate Spielern zu fördern. Die anderen Ziele des Phillis Awards, wie zum Beispiel der Fair-Play-Gedanke im Ultimate, werden mit Hilfe des NUTC aber natürlich auch sehr gut gefördert.

Ich empfehle deshalb jedem, der nächstes Jahr noch in dem richtigen Alter ist, sich für den Phillis Award zu bewerben, da das Erlebnisse und Erinnerungen sind, die man nie in seinem Leben vergessen wird. Meiner Meinung nach ist der Phillis Award die beste Möglichkeit, das Andenken an Phillis zu erhalten und ihn in sehr guter Erinnerung zu behalten.

Ich möchte mich auch nochmal bei allen bedanken, die mir diese Reise ermöglicht haben. Natürlich möchte ich mich bei dem Phillis Award Komitee bedanken, die mir die Gelegenheit gegeben haben solche schönen Tage zu erleben. Besonders möchte ich mich bei Stefan Rekitt bedanken, der mich optimal auf diese Reise vorbereitet hat. Außerdem möchte ich mich bei Jeff, Jim und Barbara bedanken, die mich so herzlich in ihren Wohnungen/Häusern aufgenommen haben. Und natürlich möchte ich mich bei Tiina Booth bedanken, die das NUTC ins Leben gerufen hat und schon viele Jahre so gut leitet und ohne die das NUTC nicht funktionieren würde.

Johannes Schall